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Casper@Weekender Club

Casper

Do., 15. Dez. 2011 21:00 @ Weekender Club , Innsbruck

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Benjamin Griffey alias Casper macht verdammt nochmal sein ganz eigenes Ding, bricht komplett aus dem ganzen HipHop-Einheitsbrei aus und liefert mit »XOXO« ein Album ab, welches zukunftsweisender für die ganze Szene, ja für deutsche Musik, nicht sein könnte.


Casper, der sich immer nur von seiner inneren Stimme hat leiten lassen, wollte mit »XOXO« nicht weniger als sein frühes Opus Magnum aufnehmen und es ist ihm gelungen. Deutschsprachiger HipHop wartet seit Jahren auf den Künstler, der aus der sich sich selbst zu Tode langweilenden Reproduktionstretmühle, die Deutschrap geworden ist, heraus tritt. Casper wiederum tritt nicht aus ihr heraus, er sprengt sie. Einen solchen alles neu ordnenden Kraftakt hat es hierzulande lange nicht gegeben...
»XOXO« ist beides: das Selbstportrait eines Künstlers, der tatsächlich etwas zu sagen hat und das Manifest einer Generation, die irgendwo zwischen Reizüberflutung, Scheinfreiheit und Selbstverwirklichungsdruck nach Halt sucht.
Man muss froh sein, wenn unter den gegenwärtigen deutschen Künstlern jemand eine dieser beiden Übungen meistert. Casper muss man zu seiner sich selbst und seine Lebensrealität spiegelnden Sprache einfach nur noch gratulieren.
Es ist eine Sprache, die keine Angst vor den großen Themen hat, die Sinnsuche anspricht, Liebe, wie sich Liebe ins Gegenteil verkehrt, das Erwachsenwerden, Leben. Es ist auch eine Sprache, die für die großen Themen die passenden Bilder findet.
Es gibt derzeit keinen feinfühliger, leidenschaftlicher, keinen brillanter schreibenden und performenden Rapper in Deutschland.
Und es gibt kein anderes Album, das seine Sprache so kongenial im Sound weiter führt. Das, was sich hier abspielt, sind schon lange keine Beats mehr, es sind Kompositionen, mitunter sogar orchestrale Arrangements und fein gezeichnete Soundfresken. Es steckt hörbar viel Studioarbeit in diesen Aufnahmen. Man könnte dagegen wetten, dass es möglich sein wird, auch nach dem hundertsten Hören noch neue Details aus diesen Texturen herauszuhören. Aber man sollte es besser lassen, denn am Ende gewinntimmer dieses Album. Hier materialisiert sich auf spektakuläre Weise, was Casper eigentlich immer ausgemacht hat: die Genre- Überschreitung, die stilistische Ausdehnung, ohne dabei überambitioniertes Muckertum zu riskieren. Und auch der Bandbetrieb, der in den letzten Monaten bereits auf der Bühne zum Laufen kam. Hier wird durch Postrock hindurch gecuttet, hier wird an einer Stelle Zeitgeist gesamplet und an der nächsten neuer Zeitgeist definiert, hier wird in Harmonien geschwelgt und in Piano-Arrangements ein junges, brennendes und niemals peinlich berührendes Pathos eingerahmt.
Hier passiert all das, was lange gefehlt hat. In jeder Hinsicht. Gratulation reicht tatsächlich nicht.
Man muss Casper für »XOXO« auf Knien danken. .

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